Hoch im Norden der Burgund, ca. zwei Stunden entfernt von der Côte d’Or, befindet sich das Arrondissement Auxerre. Eine der bekanntesten Ortschaften für Chardonnay in diesem Gebiet ist Chablis. Doch bevor wir uns dem Chablis widmen, machen wir einen kleinen Abstecher ins Nachbardorf Irancy.
Irancy
Diese ca. 160 ha kleine Appellation wurde erst 1999 zugelassen und ist Frankreichs nördlichste reine Rotwein-Appellation. Es wird ausschließlich Pinot Noir angebaut, wobei auch 10% César erlaubt sind. Hier findet sich der gleiche Kimmeridgian Kalk wie im berühmteren Chablis. 2021 haben wir hier die Familie Richoux besucht, die bereits seit über 400 Jahren in dieser Ortschaft Wein anbaut. Mittlerweile hat Thierry an seine beiden Söhne Gabin et Félix übergeben. Dennoch werden wir von Thierry empfangen, damit sich die Brüder mehr auf die Arbeit im Weingarten konzentrieren können. Er war es, der in seinem Heimatdorf als erstes auf biologische Bewirtschaftung gesetzt hat. Natürlich waren die Anfänge nicht sonderlich einfach und die Familie wurden von allen Seiten schief angeschaut, dennoch hielten die Richoux an Ihrer Philosophie fest. Heute versuchen sich Gabin und Félix auch mit biodynamischer Bewirtschaftung. Der gesamte Ort ist wie ein Amphitheater aufgebaut, dass sich nach Süden öffnet. Im Vergleich zur Côte d’Or muss man hier wirklich von steilen Lagen reden! Der Boden ist sehr steinig und auch wenn Begrünung wichtig ist, sieht man, die großen Kalk- und Kreidesteine aus dem Boden ragen.
Die Weine sind eigentlich eine rote Variante vom Chablis. Karg und steinig mit einer guten Säure- & Tanninstruktur. Eine eher kühlere Stilistik, die sehr präzise und voller Würze daherkommt. Aufgrund der hervorragenden Struktur sind die Weine extrem langlebig. Wir konnten in den Genuss eines 1995er Irancy Palotte kommen, der immer noch vibrierend frisch war!
Chablis
In Chablis ticken die Uhren etwas anders. Man könnte vermuten, dass die Nachfrage und der Weltruf eventuell manchen Winzern zu Kopf gestiegen sind. Es ist ein schmaler Grat zwischen riesigen kommerziellen Genossenschaften und kleinen handwerklichen Produzenten. Falls man Glück hat und man bekommt einen Kontakt gibt es meist keine Rückmeldung. Die Winzer wirken unnahbar, selbst Händler in Beaune haben keinerlei Kontakt zu den Produzenten und müssen die Weine über Zwischenhändler kaufen. Global gesehen gibt es nur kleine Mengen an besonders guten Qualitäten aus dem Chablis. Gesuchte Weine wie Dauvissat, Ravenau oder auch naturnahe Winzer wie De Moor sind faktisch nicht zu finden. Und wenn doch, dann zu horrenden Summen. Die Appellation ist mit knapp 5.500 ha doch relativ klein, beziehungsweise von den sehr guten Weinen gibt es einfach extrem wenig.
Dennoch sind wir auf gut Glück ins Chablis gefahren. Jedoch standen wir nur vor verschlossenen Türen. Bei einem sehr namenhaften kleinen Winzer, der uns nichtmal die Türe öffnete, wurden wir vor verschlossener Tür gefragt, ob wir einen Termin hätten, auf unsere Antwort, dass wir bereits Mails und sogar Briefe geschrieben haben, um einen Termin auszumachen folgte ein passiv aggressives „verschwindet“.
Also entschieden wir uns, vor dem Rückweg noch schnell ein Café im Bistro Wine Not zu nehmen. Die Sommelière vor Ort erzählte von Clément. Einem jungen, dynamischen und qualitätsvernarrten Winzer der richtig Talent hätte. Als Shooting Star der Region wurde er angepriesen. Also machten wir noch einen kleine Abstecher nach St. Bris und klopften vor Ort an. Ein älterer Herr empfing uns und meinte, dass wir sicher zu Clément wollen. Er gab uns seine Nummer und keine zehn Minuten später verkosteten wir mit Caroline und Clément Lavallée ihre Fässer. Die zwei waren super spontan und empfingen uns sehr herzlich, ohne wirklich zu wissen, warum und wieso wir genau jetzt dort waren. Die beiden kamen extra für uns aus dem Weingarten. Diese offene Art kannten wir bis dahin kaum aus der Region.
Begonnen haben wir im Fasskeller mit Fassproben aus 2022. Die Weine zeigten sich auch hier, wie im restlichen Burgund als relativ weit. Dann ging es knappe 250 Meter weiter in die Lagerhalle, hier konnten wir die 2021er probieren.
Die Idee von Clément und Caroline ist recht simple: präzise und elegante Weine zu keltern, die die Herkunft mit diesen extrem kalkhaltigen Böden widerspiegeln. Die Weine wirken fast salzig am Gaumen und sind von einer belebenden Säure getragen. Spontane Vergärung, langes Hefelager, Ausbau in gebrauchten großen Holzfässern sowie minimale Interventionen (lediglich Schwefelgabe vor der Füllung) sind wichtige Aspekte der Lavallées. Es ist ihnen auch sehr wichtig, dass die Weine Spaß beim Trinken machen.
Die ersten Flaschen vom frisch gefüllten Jahrgang 2021 sind bereits bei uns in Österreich angekommen. Die Mengen sind klein, aber die Qualitäten dafür um so besser!
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