Schon früh hieß es: "Irgendwann findet jeder mal den Weg in die Burgund", wenn man sich intensiv mit Wein beschäftigt. Bei uns hat es allerdings bis 2021 gedauert, als wir im November endlich in das heilige Land von Chardonnay und Pinot Noir reisten. Schnell bemerkten wir, dass diese Region etwas Besonderes ist, einen eigenen Spirit hat! Sofort war uns klar, es wird nicht der letzte Besuch gewesen sein. Seitdem fahren wir jedes Jahr mindestens zwei mal in die Burgund. Wir tauschen uns vor Ort aus und besuchen Partner und Freunde.
Jedes mal ist etwas besonderes, ein bisschen wie heimkehren mittlerweile. Bekanntschaften und Freundschaften haben sich gebildet. Mathias hat bei der Lese 2022 mitgeholfen und so einige spannende Winzer, voller Tatendrang, kennengelernt. Eine junge Generation. Eine neue Burgund.

Clos de Beze Grand Cru in Chambertin
New Wave
Abseits der großen Namen und bekannten Lagen gibt es eine junge und motivierte Gemeinschaft von Winzern, die sich untereinander kennen, schätzen und unterstützen. Diese "New Wave" ist jung, dynamisch, pragmatisch und hat meist erst in den letzten Jahren damit begonnen, eigenen Wein zu machen. Sie besitzen oft keine eigenen Weingärten und haben keinen bis wenig Zugang zu den großen, bekannten Appellationen. Somit sind sie oft frei davon die Weine nach diesen Vorbildern zu vinifizieren. Die typischen Klischees für Franzosen treffen hier eindeutig nicht zu, fast jeder der jungen Winzer:innen spricht perfektes Englisch und auch die Glaskultur scheint endlich angekommen zu sein, es wird vermehrt Coravin benutzt und aus Zalto, Riedel oder Gabriel Gläsern verkostet.
Viele weichen aus in die Hautes-Côtes oder weniger bekannte Appellationen wie Santenay, Maranges oder Fixin. Auch die Gebiete der Côte de Nuits Village Appellation finden immer mehr Fans. Direkt anschließend an Nuits-Saint-Georges liegen hier hervorragende Weingärten. Auch einzelne Lieu-Dits werden vermehrt einzeln ausgebaut, um die kleinstmögliche Herkunft im Vordergrund zu stellen. Die Herkunft ist den Winzern wichtig, und die Unterschiede der einzelnen Lagen sollen sich auch in den Weinen widerspiegeln. So kann es vorkommen, dass es nur ein Fass von einem bestimmten Wein gibt. Wichtig ist den Winzern vor allem, die Weine im Keller gleich zu behandeln, um die Unterschiede noch deutlicher zu zeigen, auch über die verschiedenen Qualitäten hinaus.


Alex, von Maison A&S, arbeitet mit Coravin und Zalto Gläsern Simon Messager setzt auf große gebrauchte Fässer
Arbeiten neu gedacht
Diese neue Generation denkt anders über Wein und Weinbau. Wein soll für alle zugänglich sein, zum Trinken und Teilen, nicht nur für einen verstaubten Weinkeller oder elitäre Kreise. Kein Dogma soll hier gelten. Die Motivation ist angetrieben von einem neuen Ansatz zur Arbeit. Im Weingarten werden keine Herbizide und Pestizide verwendet, sondern es wird auf Begrünung und Natur gesetzt. Verschiedene Ansätze finden hier ihren Platz. Tiere werden in den Weingärten eingesetzt und teils neue Methoden der Bewirtschaftung ausprobiert. Das Ziel ist fast immer die biologische oder biodynamische Bewirtschaftung. Im Keller wird viel experimentiert und diskutiert, beispielsweise wie viel Rappen bei Pinot Noir mitvergoren werden sollten. Neues Holz und gemachte Reduktion spielen keine Rolle. Im Fokus steht die Struktur sowie Balance zwischen feinen Gerbstoffen und ausgewogener Säure und als wesentliches Element der Mut zur Frucht.


Valentin erklärt seinen biodynamischen Zugang im Weingarten Thierry, als Bio-Pionier, über die Weingärten in Irancy
Aligoté und die Klimaerwärmung
Auch der Aligoté gewinnt zunehmend an Bedeutung. Bei der Messe der Les Aligoteurs hatten wir die Gelegenheit, über 70 verschiedene Aligoté-Weine zu probieren, von denen einige herausragend waren. Durch die Klimaerwärmung eröffnen sich neue Möglichkeiten für diese Rebsorte, denn die Säure bleibt erhalten und die Weine zeigen eine hohe Trinkfreude. Aus alten Reben, guten Lagen und einem bewussten Fokus auf diese Rebsorte können hier wahrlich außergewöhnliche Weine entstehen. Quasi der französische Welschriesling, der gerade bei uns eine Renaissance erfährt.s
Abseits vom Aligoté gibt es aufgrund des sich verändernden Klimas immer mehr faszinierende Weine aus den höheren Lagen der Hautes-Côtes sowie den Weinbergen der höher gelegenen Orte wie Auxey-Duresses oder Saint-Aubin. Diese Appellationen werden sicherlich die Zukunft der Region prägen!


Les Aligotuers 2023 - die Pforte zum Aligoté Jan zählt die Fässer der Domaine Garcia


Pierre zeigt seinen neuen Jahrgang Weingarten Romantik während der Lese
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